Sind dauerhafte Beziehungen heute überholt?
Nichts ist unendlich… oder … „Vergleichen ist das Ende vom Glück und der Anfang der Unzufriedenheit.“ (Sören Aabye Kierkegaard)
Gibt es wirklich die gute Beziehung im wahren Leben? Gibt es für jeden Menschen den einen, der nur gefunden werden muss? Der/die Richtige überwindet alle Hindernisse, alles wird schon gut und diese(r) eine erlöst einen aus der eigenen Sinnlosigkeit?
Oder ist nicht jede Beziehung ein schlechter Kompromiss? Warum den Versuch starten, die Liebe auf ihre eigene Art zu leben?
Sind nicht sowieso bei jedem Maßstäbe vorgefertigt, an denen eine Beziehung gemessen wird?
Popularisiert wird zur Zeit die Auffassung von Arnold Retzer (Arzt, Psychologe). Nach Retzer gibt es „ …genügend Anlass, vom Wunder der Ehe zu sprechen: Trotz der bekannten Zahlen über Scheidung und des Geredes über die Krise der Ehe lebten wegen der dramatisch verlängerten Lebenszeit noch niemals…so viele Menschen mit ein und demselben Partner so lange zusammen wie heute. (Und es)…gelingt…Menschen, ein…Wesen, das nicht nur sein Inneres, sondern…sein Äußeres verändert hat, dauerhaft zu lieben, alle…ernsthaften Hindernisse zu überwinden und…in…Ebbzeiten…das Leuchtfeuer des Durchhaltens anzuzünden.“
„ …die Chance jeder Beziehung (ist), wenn akzeptiert wird, dass eine gute Ehe oder Partnerschaft nicht aus völliger Harmonie besteht, sondern auch aus Widerspruch und Unterschieden". Eine gute Basis ist seiner Meinung nach eine freundschaftliche Beziehung. Freundschaft kann „annehmen wie auch Abstand halten…und dabei streitbar und mutig“ sein, „besteht im mitteilendem Reden und teilnehmenden Zuhören, im Sich-verantwortlich-Rede-und-Antwort-Stehen und…in der Teilhabe (am) Alltag…“. Paare, die völlig unterschiedlich sind, führen ein erfülltes Leben, weil sie sich nicht gegenseitig ändern wollen. „(Diese) Paare versuchen, ihren Schwierigkeiten…mit Humor, Ablenkung, Zuneigung und Respekt" zu begegnen. Problematisch wären jedoch Verletzungen, Kränkungen, Untreue und Affären, bei denen betroffene Paare immer wieder der überbewerteten Idee der Gerechtigkeit und dem Ausgleich nachhingen. Aber wie soll z.B. der Seitensprung eines Partners wieder gutgemacht werden? „Gerechtigkeit ist eine Konstruktion der Mathematik und damit für das Paarleben unbrauchbar, da ein übertriebener Gerechtigkeitsanspruch eher zu Rachefeldzügen als zu einer Intensivierung des Liebesglücks führten. … altbewährte Methoden seien, einander die Fehler unausgesprochen zu verzeihen und Ansprüche aufzugeben, die man an den anderen hat.“
Freundschaftliche, wissenschaftliche oder auch psychologische Ratgeber sind oft nüchtern, ermüdend, verunsichern. Nach Retzer machen Ratgeber vergessen, dass das Leben geschieht und gestaltet sein möchte. Deshalb sollen sich Paare auf Gemeinsamkeiten konzentrieren und trotzdem Widersprüche zulassen.
weiteres zu Arnold Retzer unter: http://www.arnretzer.de/?Arnold_Retzer