Hallo, Martin
In meiner früheren Heimatgemeinde, die mich im Glauben stark verwurzelte, waren wir die ersten überhaupt, die entgegen eines erzkonservativen katholischen Bischofs weibliche Messdienerinnen hatten. Und wir waren stolz darauf. Ob du nun einen männlichen Gott ablehnst und vielleicht einen weiblichen bevorzugst ist unerheblich- wichtig ist doch alleine, dass du dein Vertrauen in solche Hände legen kannst.
Meine Ablehnung geht vor allem gegen das Bild eines Gottes, von dem ich früher in der Schule lernte, er habe Adam nach seinem Bilde erschaffen. Damit konnte ich mich nicht identifizieren und mit der zugedachten Rolle der Frau noch viel weniger.
Dass das Männliche allein nach Gottes Bild erschaffen wurde , während das Weibliche durch das männliche kam (die Geschichte mit der Rippe) hat in mir ein Gefühl von tiefster Ungenügtheit erzeugt und konservative Christen, wie es die Zeugen ja auch sind, unterscheiden sehr zwischen Mann und Frau, was ihre Aufgaben und ihre Verantwortung betrifft und damit war ich noch nie zufrieden.
Früher, so bis ich 21 Jahre alt war, war das Christentum für mich das einzige, was ich überhaupt kannte und ich war damit sehr unglücklich.
Ich finde es sehr traurig, dass Frauen in der katholischen Kirche darum kämpfen müssen, Aufgaben übernehmen zu dürfen, die sie sehr wohl auch ausüben können.
Ich wandte mich dann sehr entäuscht ab und lebte dann fast 10 Jahre als Atheistin, aber mir fehlte etwas. Das ist aber zum Glück längst anders geworden und ich möchte keinen einzigen Anteil an dieser Welt missen. Das Männliche, Weibliche, Geschlechtslose oder was auch immer gehören zu der Ganzheit, die für mich das Göttliche ausmacht.
Es mag Menschen geben, die ihr Zuhause in dem Glauben gefunden haben, dass Gott eine Kraft ist, die getrennt von uns ist und auf dessen Wirken wir angewiesen sind.
Im Grunde unterscheidet mich von ihnen lediglich die Sichtweise und wirken tun wir doch eh alle
Nichts wird dem Menschen so schwer gemacht wie sein Glaube! Das finde ich einfach furchtbar. Und wie ich heute in einem Beitrag schrieb, war Jesus doch ein Vertreter Gottes, nicht einer Kirche. Seit zweitausend Jahren schwingen sich alte Männer auf, ihren Glauben, ihre Sicht der Dinge, auf etwas von Menschen Niedergeschriebenes zu manifestieren! Und lassen dabei nur zu gerne die Verbrechen aus, die im Namen Gottes begangen wurden. Von Joseph Ratzinger, dessen erklärter Gegner ich immer war wegen seiner weltfremden Ansichten zur einzig wahren Amtskirche, der Sünde und vor allem Geburtenkontrolle und Abtreibung, erwarte ich mir auch rein gar nichts. Aber all das hat mit meinem Glauben nichts zu tun.
Das große Problem der monotheistischen Religionen und ihren großen Vertretern nach Außen ist, dass sie den Anspruch für sich erheben, die "einzige Wahrheit" zu vertreten. Ich freue mich für jeden, der für sich feststellt, dass auch bestimmte Unterschiede im Glauben sich nicht zwingend ausschließen müssen.
Dieser Anspruch, das "richtige - und nur das einzige richtige" zu glauben sorgt auch heute noch für reichlich Blutvergießen oder psychische Unterdrückung.
Früher waren es die Hexen, die gefoltert wurden und dann verbrannt, heute sind es andere Fundamentalisten, die ihr Unwesen treiben - und das nur deswegen, weil sie einen Glauben haben, der für meine Begriffe sehr tunnelblickartig ist.
Zum Glück ist die Mehrheit der Menschen anders gestrickt, aber ich glaube, das Machtverständnis, was den monotheistischen Religionen zugrunde liegt , ist eine Ursache, warum es viele Konflikte in der religiösen Ebene um das Thema "Richtig oder Falsch" gibt .
Im Namen irgendeines Gottes Machtmissbrauch zu betreiben , ist leider auch heute noch ganz modern und ich kann nur mit dem Kopf schütteln, wenn ich mitbekomme, wie es
ein bestimmter Redner (sei es ein Politiker oder sonstwer) es immer wieder schafft, Millionen von Menschen zu manipulieren, damit er seine Ziele erreicht.
Bei Fundamentalisten ist ein sehr ähnliches Verhalten zu beobachten, wie es das auch bei Sekten gibt und das halte ich für gefährlich.
Entgegen wirken kann man da im Grunde nur, wenn sich jeder seine eigene Meinung bildet und auch den Mut hat, die Dinge zu hinterfragen - auch, wenn man dann vielleicht Tabuthemen anspricht.
Bin etwas abgeschweift vielleicht
Gruß, baba