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DDR

DDR
Heute erschreckte mich eine Meldung im Internet gewaltig. Ca. 40% der ehemaligen DDR-Bürger behaupten, daß ihnen der Kapitalismus aufgezwungen wurde und sie gern wieder den alten Zustand hätten.

Es gibt tatsächlich sehr viele Menschen in Deutschland, die doch wirklich die Mauer gern zurück hätten, bzw. wieder in einem sozialistischem Staat leben wollen. Als Wessi kann ich diese Forderungen nicht nachvollziehen und bin erstaunt, daß es soviele Leute gibt, die der alten Zeit so nachtrauern.

Ok, es gab sicher auch gewisse Vorteile, die ein DDR-Bürger früher hatte. Die Arbeitslosigkeit war lang nicht so ein Problem wie heute, weil ja der Staat dafür sorgte, daß ein Arbeitsplatz da war und man brauchte sich auch nicht soviele Gedanken um die Zukunft machen, weil ja alles irgendwie doch geregelt schien.

Was bewegt diese Menschen, daß sie sagen, sie wollen die DDR zurück? Ist unsere soziale Marktwirtschaft den so schlecht, weil man selbst Verantwortung zeigen und in einer Leistungsgesellschaft kämpfen muß?

Ist der Leistungsdruck zu groß, die Armut insbesondere in den neuen Ländern durch die hohe Arbeitslosigkeit, die den Leuten die Laune verdirbt, oder ist es die plötzlich neue Verantwortung, die jeder nun selbst tragen muß?

Mich stört gewaltig, daß man uns die Vorwürfe macht, uns, die wir Milliarden an Soli-Zuschlag zahlen mußten für den Aufbau Ost. Uns, die dumme Gesichter machten, weil viele Betriebe ihre neuen Werke in den Osten verlagert haben und wir plötzlich keine Arbeitsplätze mehr hatten, siehe BMW, VW und Co. Nein, Dankbarkeit verlange ich wirklich nicht, aber zumindest, daß jeder für seine Freiheit auch seinen Beitrag leistet und nicht wieder nach dem Staat schreit, wenn es mal nicht so gut läuft.

Mike
Bevor wir in die Debatte einsteigen
möchte ich alle ganz herzlich bitten, dieses geschichtssensible Thema so sachlich wie möglich anzugehen. Der Einstiegsbeitrag von Mike ist sehr spannend, und wir haben erfreulicherweise eine recht hohe Quote von Mitgliedern aus der ehemaligen DDR. Die Jüngeren unter ihnen kennen das Thema rund 20 Jahre später natürlich auch nur noch bedingt, aber viele werden spontane Erinnerungen haben.

Pauschale Urteile werden uns in der Diskussion kaum weiterhelfen. Und zurückdrehen lässt sich das Thema nun mal auch nicht mehr. Aber wir sollten vermeiden, dass hier eine weitere unsägliche Debatte mit flachen Emotionen entsteht. Zudem halte ich prozentuale Unmfrageergebnisse stets für riskant, denn sie hängen mit der Fragestellung zusammen, die nicht selten so geschickt manipuliert, bis entsprechende Wunschergebnisse herauskommen.

Möglicherweise geht das Thema schwerpunktmäßig in eine Gerechtigkeitsdebatte über. Dabei sollten vor allem die Mitglieder aus den alten Bundesländern nicht übersehen, dass es den Menschen in West und Ost wirtschaftlicher immer schlechter geht. Aufgrund der erheblich besseren Ausgangslage sind die "Westler" aber lange nicht so hart betroffen.

Für mich lautet der Kern der zitierten Proteste eher:

• Der Kapitalismus, den wir bekamen, zeigt nun seine besonders hässliche Fratze- im Osten wie im Westen.

• Die Meisten von uns sehnen sich nach den relativ stabilen Verhältnissen bis vor ca. 10 Jahren zurück- im Osten wie im Westen.

Und nun ran an die Tasten. Ich freue mich auf eine spannende Diskussion, möglichst nicht persönlich "die Wessis" oder "die Ossis" angreifend oder verurteilend.

Herzliche Grüße: Martin, der bis heute dankbar ist, dass der Unrechtsstaat DDR unterging und die schlimmsten Menschenrechtsverletzungen endlich aufhörten. Und der bis heute eine ganze Reihe wunderbarer Menschen aus der ehemaligen "DDR" kennt. Alleine in unserer Gruppe sind es mehr als ein halbes Dutzend, die ich sonst niemals kennengelernt hätte.
*********keks Frau
809 Beiträge
Hallo Mike,

ich denke es ist schlichtweg der Frust, weil den Menschen in Ost und West eben nicht die negativen Folgen aufgezeigt wurden.
Es wurde kein reiner Wein eingeschenkt. Es wurden viele Versprechungen gemacht, die so nie eingehalten werden konnten.
So fühlen sich doch viele betrogen.
Ob das letztendlich so ist, bewerte ich hier nun nicht. Jedenfalls wird es so empfunden.
Und sagen wir mal so: durch Wegfall der DDR und des herrschenden Kommunismus/Sozialismus ist ein Gegenpol verloren gegangen, der unsere SOZIALE Marktwirtschaft erst hat entstehen lassen.
Nun ist dieser Druck weg und es ist fraglich ob die soziale Marktwirtschaft das auf ewige Zeiten überleben wird.
@Mike
Ich kann es nicht glauben, dass diese Zahl von 40% stimmt. Aus welcher Quelle stammt sie?
Frust
Zunächst möchte ich betonen, daß ich ein Fan der neuen Länder bin und schon viel Wunderbares dort erlebt und gesehen habe. Allein schon Dresden, das so toll wieder aufgebaut und renoviert wurde, ist schon eine Reise wert.

Halle Neustadt hingegen hat es da nicht wirklich gut getroffen und auch in vielen anderen Städten gibt es Gegenden, wo man nicht wirklich wohnen möchte. Ich denke, daß hier sehr großer Frust eine Rolle spielt. Man hatte zwar früher wenig, aber man hatte was. Man kam Abends müde von der Arbeit und hatte sein Auskommen, doch heute leben viele von Hartz VI, wissen nicht, wie sie über die Runden kommen, weil alles so extrem teuer geworden ist, der Nachbar fährt schon wieder ein neues Auto und die Kinder wollen das neueste PC-Spiel, das fast unerschwinglich ist bei der kleinen Stütze.

Der Ruf wird schnell laut, wie toll es doch war, als Papa und Mama noch Arbeit hatte, daß man sich keine Gedanken um die Krankenversicherung machen mußte und die Mieten nicht ins Unermeßliche stiegen.

Jetzt, wo die Finanz- und Wirtschaftskrise seine Zähne zeigt, ist es doppelt schwer, in einer kapitalistischen Welt Oberwasser zu behalten. Ich möchte niemanden verurteilen, der sich die kleine heile Welt zurück wünscht, doch sollte er dann auch sehen, was er früher durfte und was er heute alles sagen und machen kann. Es war eine andere Welt, die starre Grenzen hatte und in die man sich zu fügen hatte. Verantwortung wurde dem Staat überlassen und solange man keine großen Ansprüche stellte, war Ruhe angesagt.

Mike
Quelle
Welche Werte spielen in der deutschen Gesellschaft eine Rolle? Welchen Veränderungen unterliegen sie? Diesen Fragen geht der "Deutsche Wertemonitor“ nach, für den die Meinungsforscher von Infratest Dimap 3000 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger im Auftrag der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung befragten. Das besondere Augenmerk liegt dabei auf das für die Bundesrepublik konstituierende Element der Freiheit – und seiner Gefährdung.

Im Jahr 20 nach dem Fall der Mauer lohnt zunächst ein Blick auf die Studienergebnisse, die sich mit dem Prozess der Vereinigung des ehemals geteilten Landes befassen. Bemerkenswertes Ergebnis: Die Kategorien der Beurteilung von Freiheit und Unfreiheit drohen zu verwischen. So vertritt die Hälfte der Deutschen die Auffassung, dass mehr "Errungenschaften“ der untergegangenen DDR hätten bewahrt werden sollen. Ebenso glauben 50 Prozent, den Bürgern Ostdeutschlands sei das westliche System – ohne sie zu fragen – aufgezwungen worden.

39 Prozent der Ostdeutschen sind knapp 19 Jahre nach dem formellen Vollzug der Einheit der Meinung, dass der Sozialismus „auch heute noch einen Versuch wert ist“. Im gesamten Bundesgebiet schließen sich dieser Auffassung 28 Prozent an. Überhaupt zeigt sich, dass die Deutschen die Wiedervereinigung sehr kritisch betrachten: 38 Prozent (West: 41 Prozent; Ost: 25 Prozent) meinen, dass die heutigen Probleme „von den Kosten der Einheit verursacht“ wurden.

Allerdings goutieren 72 Prozent der Bürger, dass die Einheit Reformen gebracht habe, die in der DDR notwendig, aber nicht möglich waren. Drei Viertel sind sicher, dass es zur Wiedervereinigung keine Alternative gab und gibt.

Eine Erosion der Freiheitsliebe der Deutschen belegen auch weitere Ergebnisse der Studie. So hat der Wert der Freiheit zwar auf den ersten Blick eine herausragende Bedeutung für die Bundesbürger. Insgesamt 98 Prozent der Befragten bezeichnen die Freiheit als sehr wichtig (71 Prozent) oder wichtig (18 Prozent). 50 Prozent haben das Gefühl, „frei und unbeschwert“ zu leben. Allerdings ist dabei ein Bedeutungsverlust der Freiheit zu beobachten: 2006 hatten diese noch 76 Prozent als sehr wichtig bezeichnet. Außerdem wird dieses allgemeine Bekenntnis im konkreten Abwägungsfall dann fallen gelassen. Deutlich wird das an den Stellen des Wertemonitors, an denen die Haltung der Bürger zu Demokratie, Rechtsstaat, Wirtschafts- und Sozialordnung abgefragt wird.

Wägen die Bürger die Bedeutung von Freiheit und Sicherheit für die Demokratie gegeneinander ab, geben nur 47 Prozent den Bürgerrechten den Vorzug. Fast genau so viele (46 Prozent) setzen auf Sicherheit und Ordnung. Insgesamt sind nur 64 Prozent der Bürger mit der politischen Ordnung der Demokratie zufrieden, in den neuen Bundesländern sind es lediglich 53 Prozent. Sehr zufrieden äußern sich ganze sieben Prozent der Deutschen im Westen und vier Prozent im Osten. Unzufrieden mit der Demokratie sind dagegen 35 Prozent. Diese Gruppe begründet ihre Haltung mit Mängeln bei der Bürgernähe der Parteien und Politiker (82 Prozent), der Bürokratie (71 Prozent) und der direkten Bürgerbeteiligung beispielsweise durch Volksentscheide (74 Prozent).

Mit dem deutschen Rechtsstaat sind knapp Zweidrittel der Befragten zufrieden, 36 Prozent sind es nicht. Auffällig ist auch hier der Unterschied zwischen Ost und West: In den neuen Bundesländern ist eine Mehrheit von 51 Prozent mit der Rechtsordnung unzufrieden. Ihnen ist der Rechtsstaat zu kompliziert, sie kritisieren zudem die Gesetzesflut und die Dauer der Gerichtsverfahren.

Bei Sozial- und Wirtschaftsordnung legt eine große Zahl der Befragten die Betonung auf einen weniger freiheitlichen Gerechtigkeitsbegriff. Nur knapp die Hälfte ist mit dem Funktionieren von Gerechtigkeit in Deutschland zufrieden. Knapp ein Drittel will höhere Belastungen für Reiche, weniger als ein Drittel hält dagegen Wirtschaftsfreiheit für wichtig. Mit der Marktwirtschaft sind nur 58 Prozent zufrieden. Bei der Abwägungsfrage zwischen mehr Wettbewerb und mehr Absicherung sind 25 Prozent für den Wettbewerb, 47 Prozent für die Absicherung.

Der Vorstandsvorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung, der frühere FDP-Chef Wolfgang Gerhardt, wertete die Ergebnisse des Wertemonitors als bedenklich. Die Wertschätzung für die Freiheit habe insgesamt nachgelassen, sagte der Stiftungschef: „Für die Freunde der Freiheit liegt eine Menge Überzeugungsarbeit auf dem Weg.“

Mike
Als die Mauer fiel war ich gerade mal 20 und ich war emotional so ergriffen, daß ich am liebsten mit meinem Vater (der aus Berlin stammt) mitgefahren wäre!
Und auch heute noch empfinde ich keinerlei Bedauern darüber, daß es endlich so gekommen ist! Und da ich es nach wie vor begrüße ist die logische Konsequenz, daß ich auch gerne noch weiterhin für den Aufbau zahle!
Die Zahl von 40% ist für mich auch ziemlich unvorstellbar und riecht wie Martin schon sagte irgendwie nach Manipulation.
Da die Menschen ja auf "normale" Nachrichten nicht mehr reagieren wird halt mal schnell eine "Hiobsbotschaft" produziert, die eigentlich nicht die Gemüter anheizen soll sondern die Verkaufszahlen der entsprechenden Zeitung.....bzw. die Einschaltquoten.

Womit wir wieder beim Thema Werbung und Wertveränderun wären *ggg*

Ich kann durchaus nachvollziehen, daß so manch ein Bürger aus dem ehemaligen Osten sich die Wiedervereinigung so nicht vorgestellt hat! Da ist in der ersten Euphorie eine große Informationslücke entstanden.
Was soll ich sagen.....Augen auf! Kopf hoch! Und durch! Wir sind das Volk! Immer noch!

Gruß Annette
Liebe Freunde
Ein Gastleser unserer Gruppe hat sich drüber empört, daß ich die Quelle falsch interprediert hätte. Er möchte wahrscheinlich damit sagen, daß es keine 40% der ehemaligen DDR-Bürger sind, die sich die alten Zeiten zurück wünschen.

Ok, ich habe die Quelle benutzt und zusätzlich den Leuten aufs Maul geschaut und war entsetzt. Entsetzt vorallem, daß bei sozial schwachen Bürgern Deutschlands immer häufiger der Spruch laut wird, "früher wars besser, da gings uns viel besser."

Wenn der geneigte Gastleser Kritik an meinen Äusserungen hat, dann möge er doch in sachlicher Diskussion darüber sprechen, oder mir eine PN schicken und mich eines Besseren belehren. Es würde mich sehr freuen, wenn die Statistiken falsch wären und wir auf allen Seiten mehr Freude an der Wiedervereinigung hätten.

Mike
*****ane Frau
3.033 Beiträge
*ggg*

Die ganze Zeit hat man uns erzählt was der Kapitalismus ist, dummerweise hielten wir das für Propaganda!
Nun haben wir ihn, genauso wie er uns geschildert wurde. Eine menschenverachtende, konsumorientierte, (oder sagen wir profitorientierte?) Gesellschaftsform.

Weißt Du lieber Mike, das Problem ist, dass Du keine Ahnung hast, was der Osten, was die DDR war. Und das es vielen aus der ehemaligen DDR auch schwer fällt das zu schildern. Wir laufen gegen Vorurteile an, eines zum Beispiel was mir auch bei Dir wieder besonders auffällt ist das der abgegebenen Verantwortung. Woher willst Du das wissen? Ich war immer verantwortlich.
Ich zum Beispiel hatte ein großes Problem in der DDR weil ich Christin war. Weil ich nicht in den üblichen Organisationen war. Weil ich selber denkend war.
Soll ich Dir was sagen, das selbstständige Denken ist auch jetzt nicht erwünscht...
In der DDR durfte man seinem Chef alles sagen, gegen den Staat nichts. Nun ist es umgedreht. Was soll daran besser sein?
Im Kapitalismus gegen den Götzendienst am Mammon zu sein, das ist ein Kampf gegen Windmühlen. Alles dreht sich immer nur ums Geld. im Westen werden nicht mal wirklich nahe Freundschaften geknüpft, wenn man seinen Reichtum bedroht sieht. (Das ist was mir am allermeisten fehlt im Westen, die Fähigkeit zu Freundschaft, es gibt nette Wessis und nette lose Kontakte, Bekanntschaften aber ich habe nicht einen Freund im Westen gefunden. Bei Geld hört im Westen die Freundschaft auf, im Osten begann sie da.)

Für mich ist es eigentlich das, die Unterwerfung an den Besitz, die totale Ausrichtung darauf und damit verbunden, der absolute Verfall von Werten.
Mag sein, wir hatten eine Diktatur, obwohl mir das immer ein sehr hoch gegriffener Begriff ist für die Staatsform der DDR. Jetzt haben wir Marionetten der Wirtschaft, Schildbürger im Parlament, die mit Säcken Licht in den Bundestag tragen. Und die Wahl ist für mich eine ähnliche Farce wie zu DDR-Zeiten. Ich kann nur Übel wählen, und inzwischen nicht einmal mehr das kleinere...


Weißt Du Mike, es ist eigentlich völlig egal, was die Freiheit einschränkt. Auch Armut macht unfrei. Existenzangst hält Menschen in Schach. Angst ist auch der Bundesregierung ein liebes Mittel um das Volk zu lenken, da darf dann auch mal die Festplatte eines jeden freien Bürgers durchsucht werden... Herrlich! Oder wir hören die Telefone ab?
Ja?
Wunderbar, ich lebe wieder in der DDR! Und Frau Merkel ist mir so vertraut, sie spricht immer noch wie früher die FDJ-Sekretäre. Ist sie nicht vielleicht einer?

Wo siehst Du denn hier die Freiheit? Die ist eine Illusion, hier wie damals dort!

Ich will die DDR nicht zurück, aber ich will das hier auch nicht! Und wie ich gegen menschenverachtendes Gebaren drüben war, so bin ich heute dagegen.
Das hier ist nicht einen Deut besser, als das was die DDR war. Vielleicht ist es auch nicht schlimmer...
Der Westen hat wenig Grund stolz zu sein, die Krise ist eine natürliche Folge dieser Wirtschaftsform. Eine natürliche Folge von Maßlosigkeit und Gier. Das musste kommen, das tragen wir nun mit.
Mit einem Milliardenkredit der BRD von 1,3 Milliarden D-Mark hat die DDR noch sechs Jahre überlebt, das schiebt die Regierung den Banken heute wöchentlich in die Taschen... für die sind das Peanuts.
Aber für Bildung ist kein Cent übrig.

Manchmal bin ich mir nicht so sicher... Gäbe es noch beide Staaten und ich hätte die Wahl, in welchem ich leben wollte... ich glaube ich ginge in die DDR. Aus nur dem einen Grund, weil ich dort einen Unterschied machen könnte. Weil ich dort wirklich etwas bewegen könnte, weil dort der, der seinen Mund aufgemacht hat auch gehört worden ist. (ja vielleicht hat man ihn eingesperrt, aber seine Worte blieben draussen...) Weil dort viel eher Veränderung möglich war und nicht diese graue Suppe der Resignation über allen waberte.
Wer hier gehört werden will, der muss schreien, der muss Steine werfen oder sich selber anzünden.... alles ist taub...und abgestumpft...
Du missverstehst, wenn Du glaubst es wäre die Armut. Arm waren im Osten auch genug Menschen.
Es ist die Gleichgültigkeit des Westens und seine soziale Kälte, die machen krank und müde.
@Morigane
Genau hier liegt der Hund begraben. Ich bin in Bayern aufgewachsen und kann oftmals nicht nachvollziehen, wie ihr wirklich gelebt habt, da es eine so völlig andere Welt war. Man hat soviel gelesen und gehört, sich sovieles erzählen lassen, aber wirklich verstanden haben wir Wessis es wahrscheinlich nicht.

Ich persönlich halte unsere Gesellschaft nicht für so kühl und profitgierig, wie Du es beschreibst. Auch wir haben eine Herzlichkeit mit unseren Freunden und sind nicht stur darauf versessen, tagtäglich nur dem Geld hinterher zu laufen.

Es sind vorallem die Vorurteile, die hüben wie drüben immer noch existieren und keiner eine wirkliche Vorstellung davon hat, wie der andere denkt. Ich bin ebenfalls Christ und bekenne mich selbst hier bei JC öffentlich dazu. Das Wort "Nächstenliebe" ist somit für mich kein Fremdwort und ich glaube ganz fest daran, daß man in einer großen Gemeinschaft wirklich was bewegen kann. Auch glaube ich, daß es wirklich noch Politiker gibt, die es ernst meinen und auch versuchen, für Deutschland etwas zu tun.

Es stört mich, daß sehr viele Menschen alle Politiker über einen Kamm scheren und sie als habgierige geldgeile Profiteure sehen.

Mike
...
bereits im Eingangsposting findet sich meiner Meinung bereits ein Grund für die Abkehr vieler Menschen vom Gesellschaftssystem: die allgegenwärtige Bevormundung im Urteilsvermögen, die selbst hervorgeht aus einer unreflektierten Verklärung und Beschönigung eklatanter Mißstände, hat zu Frust auf der Seite vieler Menschen geführt, die guten Willens und Glaubens waren. Und die Entkopplung der offiziellen Beschreibung des Systems von den Sachverhalten führt zu immer mehr Frust.

Von einer Gesellschaft, die eine Übernahme von Verantwortung und Leistung belohnt, kann bei uns keine Rede sein. Entweder hat man viel Glück (und die richtigen Beziehungen) im Leben, oder man spielt das Spiel der Einschleimerei, Untertänigkeitsgesten, Korruption usw. mit, um sich zu etablieren.

Diejenigen, die sich entäuscht abwenden und in 'falsche' Sehnsüchte flüchten, empfinden unsere Gesellschaft, die ich persönlich als neofeudalistisch ... ja in vielerlei Hinsicht auch als totalitär bezeichnen würde, nicht als freiheitlich, demokratisch, egalitär, gerecht und und und. Wichtig ist v.a., daß es Gründe dafür gibt, warum sich diesen Menschen so ein Eindruck aufdrängt.

Das Urteil darüber, was unser System ausmacht, ist ganz entscheidend bedingt durch die jeweilige Position, in der wir uns befinden. Diejenigen, die Glück hatten oder sich durch Einschleimerei, Untertänigkeitsgesten, Korruption usw. etabliert haben, sehen die Dinge natürlich anders als diejenigen, die es aus bestimmten Gründen nicht vermochten, sich zu etablieren.

dom
...
kein Spitzenpolitiker in offizieller Funktion (als Abgeordneter, Staatssekretär, Minister usw.) konnte und kann es sich leisten, gegenüber starken Interessengruppen primär aus der Industrie und der Finanzwelt eine eigene Meinung zu vertreten, wenn er tatsächlich eine haben sollte ... zudem kommen Politiker in offizieller Funktion immer aus sich bekämpfenden Flügeln in ihren jeweiligen Parteien.

Beides zusammengenommen heißt, daß Spitzenpolitiker aufgrund ihrer Sozialisierung in einem Milieu reiner Parteilichkeit überhaupt keinen Blick für ein imaginäres Gemeinwohl haben können. Sie vertreten bewußt oder unbewußt die stärksten Interessengruppen, um Karriere zu machen.

dom
@dominik8
Es ist Deine Meinung und es sind Deine Vorurteile, die ich in keinsterweise mit Dir teilen möchte. Ich verurteile keinen, der eine andere Meinung zu unseren Wertvorstellungen, unserer Politik und unserer Gesellschaft hat. Wäre die DDR wirklich in ihrem System so gut gewesen, dann frage ich mich ernsthaft, warum sie dann gescheitert ist?

Ich stehe nachwievor zur Wiedervereinigung und bereue es nicht. Ich werd auch damit leben können, daß auf Grund der jahrzehntelangen sozialistischen Erziehung in den neuen Ländern sich derart für uns Westdeutsche nicht nachvollziehbare Meinungen gebildet haben.

Du sprichst Korruption und Schleimerei an, geil und wieviele von Euch haben das Parteibuch nur deshalb in die Hand genommen, um im Sport, in den Betrieben und anderen gesellschaftlichen Bereichen Vorteile zu erlangen. Weder Ossis, noch Wessis sind hier besser, überall gibt und gab es schwarze Schafe. Eine Verallgemeinerung, daß wir Wessis nur korrupt, gierig, schleimig, und geldgeil sind, halte ich für eine bösartige Verleumdung.

Alle Deutschen, ob West oder Ost, neigen seit je her schon zu einem erhöhten Maß an Neid. Erst wenn man regelmässig in andere Länder wie Amerika oder Schweiz fährt, merkt man sehr deutlich, um wieviel weniger Neid dort herrscht. Viele Vorurteile, die aus dem Osten kommen, sehe ich als eine Art von Neid an, insbesondere von Leuten, die mit unserer Marktwirschaft nicht zurecht kommen.

Es ist also von beiden Seiten her noch sehr viel Aufklärungsarbeit zu leisten und nicht ständig nur Schuldzuweisungen abzugeben. Nur wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir die Welt verbesser, aber nicht, in dem wir der Vergangenheit nachtrauern und uns gegenseitig bekämpfen.

Mike
*****ane Frau
3.033 Beiträge
Ich verurteile keinen, der eine andere Meinung zu unseren Wertvorstellungen, unserer Politik und unserer Gesellschaft hat.

Sagst Du und tust es dann doch... *gg* Dir muss klar gewesen sein, das dieses Thema kontrovers ist?
Ich gehöre zu den Ossis, die nicht nach dem Westen geschrieen haben, die nach der Wende gern keine (sic!) Wiedervereinigung wollten, sondern einen eigenen Staat, einen neuen Versuch. Zu den Menschen, die sich verkauft gefühlt haben, die Ideale zurücklassen mussten, für die D-Mark. Gut, ich hielt noch nie viel von Geld, das stimmt. ich brauche davon extrem wenig, ich bin kein Konsum-mensch, mich ficht auch die Werbung nicht an. Wir leben von einem Gehalt, fast auf Hartz IV Niveau, damit ich bei den Kindern zu Hause sein kann. Für uns ist das wichtiger als ein Auto zum Beispiel. Das braucht man nicht wenn man im Umland von Berlin lebt.

Lieber Mike, an solchen Sätzen scheitert unsere Kommunikation
Ich werd auch damit leben können, daß auf Grund der jahrzehntelangen sozialistischen Erziehung in den neuen Ländern sich derart für uns Westdeutsche nicht nachvollziehbare Meinungen gebildet haben.

Das hört sich an als wären wir programmierte Bürger.
Aber der DDR Bürger hatte immer zwei Meinungen, eine die er haben sollte und eine für sich. Fast jeder von uns kann so denken...
Wir haben anders als ihr, unserem Staat nichts geglaubt. *ggg* Das macht uns auch heute zu unbequemen Bürgern, denn natürlich haben wir die Mechanismen der BRD und der Marktwirtschaft sehr schnell durchschaut.

"Halt Du sie arm, ich halt sie dumm!" sprach der Bischof zum König. Das übertrage ich gern auf unsere Gesellschaft, der Staat hält einen großen Teil der Bevölkerung arm und die Medien sie dumm. Wunderbar lässt sich so ein Volk regieren!
Und dann nehmen wir noch den netten römischen Satz "divide et impera!" Teile die Schichten -> Unterschicht, Sozialschmarotzer (was für einen zynische verachtende Frechheit!) und die bessere Bevölkerung, die immer fürchtet ihnen könnte etwas genommen werden...
Dann hast du was wir haben...
Ja die DDR ist tot.
Wie lange wird es diese Gesellschaftsform noch machen? Zehn Jahre? Länger?
Ich halte die Demokratie in der wir leben, so wie sie ist nicht für erhaltenswert. Und das sage ich ganz deutlich!
Ich weiß, da wo Du wohnst, da sieht man kaum etwas von dem Elend, da spricht es sich leicht von Neid! Da haben die meisten Kinder noch täglich eine warme Mahlzeit.
Lasst es Euch schmecken!
Hier in den neuen Bundesländern greift etwas um sich, was uns alle noch das fürchten lehren wird. Eine ganze Generation vergessener Kinder wächst hier heran, deren Eltern mit dem zynischen Gedankengut nicht fertig werden konnten. Willst Du mir angesichts von Millionen Arbeitslosen erzählen, jeder der wollte fände auch eine Arbeit? Jeder wäre selber verantwortlich? Wer so etwas noch glaubt, den kann ich nicht mehr ernst nehmen. Der hat keine Ahnung oder hält sich ganz fest die Augen und Ohren zu.
Hier sind in ganzen Landstrichen Arbeitsplätze vernichtet worden, damit es erst gar keine Konkurrenz gibt!
Die Treuhandanbwicklung ist eines der finstersten Kapitel der Nachwendezeit! Das bezahlst Du mit keiner Sozialabgabe, das ist Geld zur Reinwaschung schlechten Gewissens!

Ich möchte Dich sehen, wenn man Bayern so abwickeln würde...

Nun bin ich doch sehr emotional, deshalb ziehe ich mich aus der Debatte zurück. Ich hätte es wissen müssen, niemand der so ein Thema aufgreift, hat sich bisher wirklich damit befasst... und die Stammtischparolen dazu hängen mir aus den Ohren heraus!


Ich träume mit wachen Augen! Ich glaube an eine Zukunft für Menschen, die sich als Menschenbrüder verstehen, aber ich weiß wie die Situation ist, in der wir leben und wie unendlich weit wir entfernt sind davon.
@Mike
Was bewegt diese Menschen, daß sie sagen, sie wollen die DDR zurück? Ist unsere soziale Marktwirtschaft den so schlecht, weil man selbst Verantwortung zeigen und in einer Leistungsgesellschaft kämpfen muß?

Wesentlicher Beweggrund meiner Meinung nach ist die in der DDR damals vorhandene Rundumversorgung von der Wiege bis zur Bahre und die im Rückblick "milde Beleuchtung" der damals vorhandenen Rahmenbedingungen. Wer als angepasster Bürger der DDR lebte, konnte einen bescheidenen Wohlstand erreichen, solange er systemkonform sich verhielt.

Nach dem Mauerfall glaubten sehr viele Menschen in der DDR, nun die D-Mark zu bekommen und unter gleicher Rundumversorgung nach DDR-Muster mit deutlich verbessertem Lebensstandard weiter zu leben.

Ich hatte in den 60´zigern die Möglichkeit, ein paar Tage in Weißwasser zu verbringen. Vor 2 Jahren bin ich dann die Strecke Görlitz bis Berlin mit dem Auto gefahren. Heute z.B. ist das Gebiet Schwarze Pumpe bis Cottbus voll erschlossen, früher konnte man im Winter dort nicht atmen.

Deutschland war etwa 2 Generationen durch eine Grenze gespalten und wir haben uns auseinander dividiert. Es braucht mindestens 6 Generationen, um wieder eins zu werden.

lg
sundown(er)
ich verstehe die Fragen nicht
wenn ich das Eingangsposting lese, habe ich das Gefühl, daß nicht, was zur Zeit passiert wahrgenommen wird.
In ganz Europa fangen die Menschen an, auf die Barrikaden zu gehen, weil wir Opfer eines Kapitalismuses werden, der sich korruption und Menschenverachtung auf die Fahnen geschrieben hat. Insolvenzen nehmen zu, Kleinanleger werden um ihr gespartes Geld gebracht. Bankmanager, die Milliarden in den Sand gesetzt haben brauche sich nicht zu rechtfertigen, zur Belohnung von Misswirtschaft werden noch Abfindungen an Manager bezahlt von 20 Miollionen, 5 Millionen Arbeitslose werden erwartet, und dies auch im Westen und hier stellt jemand ernsthaft die Frage, warum es Menschen gibt, die sich nach einer sozialen Ordnung und sozialen Marktwirtschaft sehnen, in der sie sicher sind.
Gitb es immer noch die, die den Kapitalismus als einzig funktionierendes System beurteilen, die mit Arroganz geschlagen sind und nicht sehen, wohin der Turbokapitalsimus uns führt.
Ich weiss schon gar nicht mehr, was ich meinen Kindern erzählen soll wie ihre Zukunft aussehen könnte bei der Volksverarschung, die unsere Politiker betreiben.Ich weiss schon nicht mehr wie ich an der Korruption unserer Mächtigen vorbeischauen soll, mit Augenbinde und Ohrstöpsel vielleicht.
Wer verteidigt allen Ernstes noch diesen Turbokapitalsimus, der immer mehr zur Monopolisierung des Kapitals führt.
Wer kann mir noch erklären, was hier abläuft und wer kann dies alles noch ersthaft begründen oder gar rechtfertigen.
Wer fühlt sich noch sicher in diesem Staat. DieBeamten? Die Politiker, die Immunität geniessen für den Schwachsinn, den sie verzapfen, die Angestellten, die Arbeiter, die Selbstständigen. Wer darf sich hier noch aufgehoben fühlen???

gibt unser Rechtsstaat noch irgendeinen Schutz und wenn für wen.

Lieber Baseman beantworte mir mal diese Fragen, die ich als Bürger dieses landes habe.
*********nchen Frau
908 Beiträge
Ich bin leider zu wenig im Thema drin (Jg. 1989), um angemessen mitdiskutieren zu können (versuche aber seit einiger Zeit mir einiges anzulesen, scheint ein Thema zus ein, worüber gerne geschwiegen wird), möchte dennoch trotzdem anmerken, dass ich den Begriff "Wiedervereinigung" für nicht angemessen halte.
Es war in meinen Augen eher eine "Übernahme" und in Folge dessen eine Assimilation. So eine Vereinigung meint für mich Integration und dies wäre eine Vermischung und die ist nicht gegeben. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum manche ehemaligen DDR-Bürger sich nach alten Zeiten sehnen. Explizit hab ich diesen Ruf aber nur von Leuten (zumindest annähernd in meinem Alter) gehört, deren Eltern schon ganz gut Geld hatten (Grenzer etc.) und die Schwächen des Systems nicht gesehen haben.
Korrektur und Antworten
Am Anfang hatte ich behauptet, daß ca. 40 % der ehemaligen DDR-Bürger sich die alten Zeiten zurück wünschen würden. Das ist nicht richtig.

Richtig ist:
39 Prozent der Ostdeutschen sind knapp 19 Jahre nach dem formellen Vollzug der Einheit der Meinung, dass der Sozialismus „auch heute noch einen Versuch wert ist“. Im gesamten Bundesgebiet schließen sich dieser Auffassung 28 Prozent an. Überhaupt zeigt sich, dass die Deutschen die Wiedervereinigung sehr kritisch betrachten: 38 Prozent (West: 41 Prozent; Ost: 25 Prozent) meinen, dass die heutigen Probleme „von den Kosten der Einheit verursacht“ wurden.

Nun möchte ich noch Stellung nehmen zu anderen Meinungen.

Morigane
Die ganze Zeit hat man uns erzählt was der Kapitalismus ist, dummerweise hielten wir das für Propaganda!
Nun haben wir ihn, genauso wie er uns geschildert wurde. Eine menschenverachtende, konsumorientierte, (oder sagen wir profitorientierte?) Gesellschaftsform.

Wir leben in einer sozialen Marktwirtschaft. Ich halte es menschenverachtend, vom Nachbarn am Grenzzaun erschossen zu werden, oder in den Knast zu wandern, weil ich meine Meinung gegen den Staat laut sage.

im Westen werden nicht mal wirklich nahe Freundschaften geknüpft, wenn man seinen Reichtum bedroht sieht. (Das ist was mir am allermeisten fehlt im Westen, die Fähigkeit zu Freundschaft, es gibt nette Wessis und nette lose Kontakte, Bekanntschaften aber ich habe nicht einen Freund im Westen gefunden. Bei Geld hört im Westen die Freundschaft auf, im Osten begann sie da.)

Sorry, das war mir jetzt neu, daß wir Wessis keine Freundschaften schliesen können. Dein Vorurteil gegen uns und unser angebliche Geldgier ist schon sehr enttäuschend. Vielleicht lag es ja an Dir und Deine Abneigung dem Westen gegenüber, daß sich keine Freundschaften entwickeln konnten. Ich persönlich habe sehr liebe und gute Freunde im Osten gefunden, die ich nicht mehr missen möchte.

Aber der DDR Bürger hatte immer zwei Meinungen, eine die er haben sollte und eine für sich. Fast jeder von uns kann so denken...

Und mit welcher Meinung hat er sich dann selbst belogen? Du sagst, Du bist ein Christ, dann kennst Du sicher auch die Geschichte mit Judas, der dreimal gelogen und Jesus somit verraten hat.

Die Treuhandanbwicklung ist eines der finstersten Kapitel der Nachwendezeit! Das bezahlst Du mit keiner Sozialabgabe, das ist Geld zur Reinwaschung schlechten Gewissens!

Muß ich persönlich ein schlechtes Gewissen haben, weil ich aus tiefster Überzeugung für die Wiedervereinigung war und auch heute noch dazu stehe? Was verstehst Du unter Reinwaschung eines schlechten Gewissens? Welchen Verbrechens mach ich mich als Wessi schuldig? Euer damaliger Staat hat Menschen enteignet und und ihnen ihr Hab und Gut genommen, oder sehe ich da was falsch? Ist es rechtswiedrig, wenn Eigentümer ihr Eigentum zurück bekommen?

GrossesFinchen spricht sogar von einer Übernahme. Wir haben kein Land angegriffen, um es uns einzuverleiben. Wir haben den Wünschen unserer Eltern und Großeltern entsprechend auf friedlichem Weg wieder zueinander gefunden. Was nach dem Krieg getrennt worden ist, ist nun wieder ein Land. Auch wenn ich in Bayern geboren wurde, so bezeichne ich mich doch als Deutscher und meine damit das ganze Deutschland und nicht nur den Westen.

Ich hoffe doch sehr, daß in 20 Jahren kein Mensch mehr von Ossi und Wessi spricht, sondern daß wir uns endlich auch emontional wieder als ein Volk erkennen.

Mike
Gewagtes Thema....
Mutig, mutig...lieber Mike....

jedoch gibst Du Dir selbst die Antwort in Deinem Statement....
indem Du den Zwiespalt innerer Berührtheit und Denken
zwischen Ost & West zum Ausdruck bringst....

Es gibt tatsächlich sehr viele Menschen in Deutschland, die doch wirklich die Mauer gern zurück hätten, bzw. wieder in einem sozialistischem Staat leben wollen. Als Wessi kann ich diese Forderungen nicht nachvollziehen und bin erstaunt, daß es soviele Leute gibt, die der alten Zeit so nachtrauern.


Mich stört gewaltig, daß man uns die Vorwürfe macht, uns, die wir Milliarden an Soli-Zuschlag zahlen mußten für den Aufbau Ost. Uns, die dumme Gesichter machten, weil viele Betriebe ihre neuen Werke in den Osten verlagert haben und wir plötzlich keine Arbeitsplätze mehr hatten, siehe BMW, VW und Co. Nein, Dankbarkeit verlange ich wirklich nicht, aber zumindest, daß jeder für seine Freiheit auch seinen Beitrag leistet und nicht wieder nach dem Staat schreit, wenn es mal nicht so gut läuft.


1. Im 20sten Jahr der übergestülpten Vereinigung,
sollten nun endlich die Grenzen zwischen Wessi und Ossi,
zumindest bezeichnenungstechnisch überwunden sein.....

2. wenn schon Prozentumfragen,
dann bitte gleichberechtigte Gegenüberstellung....
ansonsten sind Emotionsdebatten in die Wiege gelegt....

.....wieviel % der Menschen in neuen Ländern...????
.....wünschen sich alte Zeiten zurück...? und warum ......!

.....wieviel % der Menschen in alten Ländern...???
.....wünschen sich alte Zeiten zurück...? und warum .....!

Jetzt darüber zu spekulieren des Warum und Weshalb, endet in endlosem Zug der gegenseitigen Vorhaltungen....
die uns nicht wirklich weiter bringen, sondern wieder einmal in einer sich stetig aufbauenden Frustecke bis zur Eskalation enden werden....
denn bei diesem Thema spielen tiefe Verletzungen beider Seiten mit.....
Sachlich darüber sich auszutauschen...immer wieder gern!

Rückgängig können wir die politische Entscheidung nicht mehr machen, sondern nur mit ihr klar kommen...sie akzeptieren und endlich gemeinsam an einem Strang ziehen und sich nicht durch gegenseitige Schuldzuweisungen die Köppe einschlagen.....

Es wird auf jeder Seite Menschen geben, die sich treiben lassen von anderer Arbeit, Idee, Engagement, Leidenschaft, Ehrgeiz.....wie auch immer....
den Rahm abschöpfen......
Es wird auf jeder Seite Menschen geben, die jaulen bis der Himmel grau wird....
Es wird auf jeder Seite Menschen geben, die anpacken und dennoch verlieren......

Dennoch wird die Sonne im Osten aufgehen und im Westen untergehen......wie auch vor der Wende.....

Also warum soll ich Zeit vergeuden, darüber nachzudenken,
was ich verloren habe, wer dafür zuständige Schuld haben könnte......?...ist es nicht viel besser, darüber nachzudenken, was wir gewonnen haben?...

Es wird Zeit umzudenken.....
Aber dies ist nur meine Meinung....
die einer Ossi- Ladie.....
die ihr Wessis auf andere Weise doch so zu schätzen wißt.....lächel

LG von Sue
@Sue
Liebe Sue, ich geb Dir absolut recht. Du wirst im Thread unter Quelle exaktere Daten finden.
Es ist auch mein großes Anliegen, daß sich Menschen Bewegen und auf einander zu gehen. Vielleicht verstehen wir Wessis wirklich nicht alles, was im Osten so passiert ist, aber dann doch nur, weil keiner redet und statt dessen man sich nur Gegenseitig Vorwürfe macht.

Wenn Leute mit 20 Jahren in den neuen Ländern von Übernahme sprechen und genau wie ihre Eltern über den bösen Westen lästern, dann doch nur, weil dringender Bedarf einer Aufarbeitung besteht. Wieviele Generationen müssen wir warten, bis diese Thema vom Tisch ist und wir uns wirklich als ein Volk fühlen?

Wir werden als korrupt beschimpft, als geldgeil und machtbesessen, wir seien kühl und gefühllos, um nur einige Dinge zu nennen, die mir an den Kopf geworfen werden. Hat denn da noch niemand begriffen daß wir die selben Großeltern hatten, die gemeinsam das Leid des zweiten Weltkriegs miterleben mußten.

Mike
@mike
Kritik an diesen (bundesrepublikanischen) Verhältnissen ist nicht gleichbedeutend mit einer Verteidigung jener (DDR) Verhältnisse ... Vorsicht vor allzu unüberlegten Schlußfolgerungen!

Wichtig ist hier v.a., daß Du (m)eine Meinung, die eine andere als Deine ist, tolerieren lernen mußt. Die Pauschalisierung respektive Korruption, Untertänigkeit usw. war gleichermaßen allgemein gehalten, wie Dein Hinweis auf die großen Errungenschaften unseres angeblich liberal-demokratischen Systems. Da sollten wir nicht anfangen, mit zweierlei Maß zu messen ...

Der Verweis auf die Schweiz oder ein anderes Land, in dem/denen angeblich weniger Neid herrschen [um Neid ging es übrigens überhaupt nicht, eher um fehlende Chancengleichheit, Privilegien und Diskriminierung], ist natürlich völlig unerheblich. Wir sprechen hier von 'unserer' Gesellschaft, über die wir, da wir selbst Teilnehmer in ihr sind, aufgrund unserer Erfahrungen entsprechend urteilen dürfen. Aus Mangel an Erfahrung, wie es in der Schweiz und anderen Ländern tatsächlich zugeht, entzieht sich zumindest mir ein profundes Urteil ... laß uns also keine Nebenkriegsschauplätze aufmachen!

dom
@morigane
die örtliche Befindlichkeit hindert einen nicht, die ganzen Defizite zu sehen und zu verstehen, die es in unserem System gibt. Auch und gerade, wenn man in Bayern geboren ist, die schulischen und anderen Sozialisierungsmechanismen einer durch und durch konservativen Bürgerschaft durchlaufen hat und als Erwachsener täglich mit Menschen zu tun hat, deren ganzes Tun und Denken sich nur um sie selber (und den ganzen oberflächlichen Kitsch und Konsum in ihrem Leben) dreht, ist man in der Lage, über den Tellerand hinauszublicken ... vielleicht gerade deswegen. Man muß natürlich irgendwann eine entsprechende Haltung einnehmen und damit anfangen!

dom
Die Menschen
die sich irgendwas zurückwünschen, wünschen sich Sicherheit und Anerkennung.
Ich war vor 8 jahren in einer Klinik im Osten. dort waren viele ehemalige DDR-Bürger untergebracht. Sie sagten, soviele psychsiche Erkrankungen hätte es in der DDR nicht gegegben, weil die Angst nicht so umgegangen ist. Angst nichts wert zu sein, Angst keine Arbeit zu haben, angst, daß die Kinder keine Ausbildungsstätten bekämen
Ich empinde ehemalige ostdeutsche oft bescheidener, erfinderischer, sparsamer und zufriedneer als uns Wessis, die immer nur aus dem vollen schöpften.
Es geht nicht um die Horrortaten, die in der DDRpassierten, warum Menschen sich etwas zurückwünschen, die passieren übrigens auch hier im Westen(siehe Amoklauf in Winndenden)sondern um die Sicherheit, die der Staat für den einzelnen Bürger bereithielt.
und diese Geschichten werden sich hier häufen.

Lieber Baseman, du hast meine Fragen nicht beantwortet, was im Turbokapitalismus passiert.

Wenn du entsetzt darüber bist, was in der ehemaligen DDR passierte, dann solltest du mindestens genausso entsetzt sein, was in und mit Zustimmung der kapitalistischen Industrieländer passiert
(ich werfe hier einen Blick auf die Entwicklungsländer und deren barbarische Ausbeutung, ich werfe einen Blick auf Folter in Afhganistan vom amerikanischen Militar und im iIrak, ich werfe einen Blick auf amokläufe verzeifelter Jugendliche...) ich halte es für polemisch, auf die ehemalige DDR zu stieren mit ihre Missetaten ohne auf uns zu stieren und die Folgen der Missetaten der Industrienationen!
@danette
ich halte es für polemisch, auf die ehemalige DDR zu stieren mit ihre Missetaten ohne auf uns zu stieren und die Folgen der Missetaten der Industrienationen!

ja klar, Kritik an gewissen Dingen läßt sich am besten dadurch mundtot machen, daß man Nebenkriegsschauplätze eröffnet und darauf verweist, daß woanders und/oder in einer anderen Zeit alles noch schlimmer war ... das ist Polemik, die der Sache, um die es eigentlich geht, nicht mehr dient!

dom
@danette
Ich bin bewußt nicht auf Deine Fragen eingegangen, weil ich hier in diesem Thread das Thema DDR gewählt habe. Es ist kein Problem, auch Deine Themen in einen Thread zu diskutieren, wobei auch hier sehr viele Punkte genauer zu analysieren sind. Du siehst die Welt scheinbar sehr pessimistisch und hast Angst vor der Zukunft.
Fangen wir doch erst mal an, Frieden und Freude vor unserer Haustüre zu schaffen um dann den Bogen größer zu spannen.

Ich suche Anknüpfungspunkte, um Vorurteile auf beiden Seiten auszuräumen und vorallem um zu verstehen, warum so viele Menschen sich nach alten oder ähnlichen Verhältnissen wie früher sehnen. Ich frage mich, was so falsch war, oder was wir falsch gemacht haben, weil nun immer mehr Menschen in den Frust verfallen.

Mike
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